Nachtelfen:
Zehntausend Jahre bevor die Menschen und die Orcs ihren Ersten Krieg führten, gab es auf der Welt Azeroth nur einen einzigen, von einem unendlichen, tosenden Meer umgebenen Kontinent. Diese Kalimdor genannte Landmasse war die Heimat einer ganzen Anzahl unterschiedlicher Völker und Kreaturen, die alle versuchten, sich gegen die wilden Elemente der erwachenden Welt zu behaupten. Im Herzen des dunklen Kontinents lag ein geheimnisvoller See glühender Energien. Der See, der später die Bezeichnung Brunnen der Ewigkeit tragen sollte, war das wahre Herz der magischen und natürlichen Macht dieser Welt. Der Brunnen bezog seine Energien aus dem unendlichen Großen Dunkel jenseits der Welt und diente als mystischer Quell – er sandte seine starken Energien über die ganze Welt aus und nährte so das Leben in all seinen wundersamen Gestalten.
Im Laufe der Zeit bahnte sich ein primitiver Stamm nachtaktiver Humanoider vorsichtig einen Weg zum Ufer dieses hypnotischen verzauberten Sees. Die wilden nomadischen Humanoiden wurden von den seltsamen Energien des Brunnens angezogen und errichteten primitive Behausungen an seinen friedlichen Ufern. Mit der Zeit beeinflussten die kosmischen Energien des Brunnens den seltsamen Stamm und machten ihn stark, weise und so gut wie unsterblich. Der Stamm gab sich selbst den Namen Kaldorei, was in seiner Sprache so viel wie „Kinder der Sterne“ bedeutete. Um ihre aufstrebende Gesellschaft zu feiern, errichteten sie gewaltige Bauwerke und Tempel um den See herum.
Die Kaldorei oder Nachtelfen, wie sie später genannt werden sollten, beteten die Mondgöttin Elune an und glaubten, dass sie tagsüber in den schimmernden Tiefen des Brunnens schliefe. Die frühen Priester und Seher der Nachtelfen studierten den Brunnen mit unstillbarer Neugier, von dem Wunsch getrieben, seine unbekannten Geheimnisse und Kräfte zu enträtseln. Als ihre Gemeinschaft wuchs, erforschten die Nachtelfen ganz Kalimdor und begegneten seinen zahllosen Lebensformen. Die einzigen Kreaturen, die sie beeindruckten, waren die uralten und mächtigen Drachen. Die riesigen, schlangengleichen Bestien lebten zwar häufig sehr zurückgezogen, trugen aber viel dazu bei, das bekannte Land vor potenziellen Gefahren zu beschützen. Die Nachtelfen glaubten, dass die Drachen sich selbst als Beschützer der Welt betrachteten, und sie waren sich einig, dass man sie und ihre Geheimnisse am besten in Ruhe ließ.Mit der Zeit führte die Neugier der Nachtelfen dazu, dass sie sich mit einer Reihe mächtiger Wesenheiten anfreundeten, nicht zuletzt mit Cenarius, einem Halbgott aus den unberührten Urwaldgebieten.
Der großherzige Cenarius fand Gefallen am Forscherdrang der Nachtelfen und lehrte sie vieles über die natürliche Welt. Die abgeklärten Kaldorei entwickelten eine starke Verbundenheit mit den lebenden Wäldern von Kalimdor und lebten in einem harmonischen Gleichgewicht mit der Natur.
Doch im Laufe scheinbar endloser Zeitalter expandierte die Zivilisation der Nachtelfen territorial und kulturell. Ihre Tempel, Straßen und Wohnorte erstreckten sich über den gesamten dunklen Kontinent. Azshara, die begabte und wunderschöne Königin der Nachtelfen, erbaute einen riesigen, Ehrfurcht gebietenden Palast am Ufer des Sees, in dessen juwelengeschmückten Sälen ihre bevorzugten Untertanen lebten. Diese Untertanen, die sie Quel’dorei oder „hochwohlgeborene“ nannte, lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab und hielten sich für etwas Besseres als ihre weniger privilegierten Brüder. Königin Azshara wurde zwar von ihrem Volk geliebt, doch die Hochwohlgeborenen waren bei den eifersüchtigen Massen insgeheim verhasst.
Azshara teilte die Neugier der Priester, was den Brunnen betraf, und befahl den gebildeten Hochwohlgeborenen, seine Geheimnisse zu enträtseln und herauszufinden, welchen Zweck er auf der Welt hatte. Die Hochwohlgeborenen machten sich an die Arbeit und studierten den Brunnen ohne Unterlass. Mit der Zeit fanden sie eine Möglichkeit, die kosmischen Energien des Brunnens zu manipulieren und zu kontrollieren.
In zunehmend riskanteren Experimenten entdeckten die Hochwohlgeborenen, dass sie ihre neu erlangte Macht nutzen konnten, um ganz nach Gutdünken zu erschaffen oder zu zerstören. Die unglückseligen Hochwohlgeborenen waren auf eine primitive Magie gestoßen und fest entschlossen, es darin zur Meisterschaft zu bringen. Obschon sich alle darin einig waren, wie gefährlich Magie sein konnte, wenn man verantwortungslosen Umgang damit pflegte, praktizierten Azshara und ihre Hochwohlgeborenen ihre Zauberei immer tollkühner. Cenarius und viele der weisen Gelehrten der Nachtelfen mahnten unablässig, dass es nur zur Katastrophe führen konnte, mit den deutlich gefährlichen Künsten der Magie herumzuspielen. Doch Azshara und ihre Anhänger erforschten ihre aufblühenden Fähigkeiten unbekümmert weiter. Je größer ihre Macht wurde, desto deutlicher wurden Veränderungen an Azshara und den Hochwohlgeborenen. Die hochmütige und selbstverliebte Oberschicht wurde zunehmend geringschätziger und grausamer zu den anderen Nachtelfen. Ein finsterer, düsterer Schleier umwölkte Azsharas einst atemberaubende Schönheit. Sie zog sich von ihren Untertanen zurück und pflegte nur noch Umgang mit den Priestern der Hochwohlgeborenen, die ihr Vertrauen besaßen.
Ein junger, mutiger Gelehrter namens Furion Stormrage, der die Wirkung des Brunnens ausgiebig studiert hatte, kam zu der Überzeugung, dass eine schreckliche Macht die Hochwohlgeborenen und seine geliebte Königin verdarb. Er konnte das Ausmaß des Bösen zwar nicht ahnen, das über sie kommen sollte, spürte aber, dass das Leben der Nachtelfen bald nie mehr so sein würde wie früher ...
Die unbekümmerte Anwendung der Magie seitens der Hochgeborenen sandte Schockwellen vom Brunnen der Ewigkeit aus durch das Große Dunkle Jenseits. Die herausströmenden Energiewellen wurden von schrecklichen fremden Wesen gespürt. Sargeras - der Großfeind allen Lebens, Verwüster der Welten - fühlte die mächtigen Wellen und wurde zu ihrem fernen Ursprung hingezogen.
Als er die urzeitliche Welt Azeroth erkundete und die grenzenlose Energie des Brunnens der Ewigkeit spürte, wurde er von einem unstillbaren Hunger erfüllt. Der große, dunkle Gott der Namenlosen Leere beschloss, die aufstrebende Welt zu zerstören und ihre Energien für sich zu beanspruchen. Sargeras sammelte seine gewaltige Brennende Legion und machte sich zur ahnungslosen Welt Azeroth auf. Die Legion bestand aus einer Million kreischender Dämonen, samt und sonders aus den entlegensten Winkeln des Universums gerissen, und die Dämonen gierten nach Eroberungen. Sargeras' Offiziere, Archimonde der Entweiher und Mannoroth der Zerstörer, bereiteten ihre höllischen Diener auf den entscheidenden Schlag vor.
Königin Azshara erlag in der schrecklichen Ekstase ihrer Magie der unentrinnbaren Macht von Sargeras und willigte ein, ihm Zutritt zu ihrer Welt zu gewähren. Sogar ihre hochgeborenen Bediensteten ergaben sich der unausweichlichen Verderbnis der Magie und beteten Sargeras als ihren Gott an. Um ihre Verbundenheit mit der Legion zu beweisen, unterstützten die Hochgeborenen ihre Königin dabei, ein weites, wirbelndes Portal in den Tiefen des Brunnens der Ewigkeit zu Öffnen.
Kaum waren alle Vorbereitungen abgeschlossen, begann Sargeras mit seiner katastrophalen Invasion von Azeroth. Die Krieger-Dämonen der Brennenden Legion stürmten durch den Brunnen der Ewigkeit in die Welt und belagerten die schlafenden Städte der Nachtelfen. Unter der Führung von Archimonde und Mannoroth schwärmte die Legion Über ganz Kalimdor aus und ließ nur Asche und Elend hinter sich zurück.
Die Dämonen-Hexenmeister riefen die sengenden Höllenbestien herbei, die wie Meteore in die anmutigen Türme der Tempel Kalimdors krachten. Eine Bande brennender, blutrünstiger Killer, Verdammniswache genannt, marschierte Über Kalimdors Felder und schlachtete alles ab, was sich ihr in den Weg stellte. Meuten wilder, dämonischer Teufelshunde zogen ungehindert durch das Land. Die tapferen Krieger der Kaldorei griffen zwar zu den Waffen, um ihre alte Heimat zu verteidigen, mussten aber Zoll für Zoll vor dem Ansturm der Legion zurückweichen.
Malfurion Stormrage blieb es Überlassen, Hilfe für sein bedrängtes Volk zu finden. Stormrage, dessen Bruder Illidan selbst die Magie der Hochgeborenen praktizierte, war erbost Über die zunehmende Verderbtheit der Oberschicht. Malfurion brachte Illidan dazu, von seiner gefährlichen Besessenheit abzulassen, und machte sich auf die Suche nach Cenarius, um Widerstandskämpfer um sich zu scharen.
Die wunderschöne junge Priesterin Tyrande willigte ein, die Brüder im Namen von Elune zu begleiten. Insgeheim waren Malfurion und Illidan beide in die idealistische Priesterin verliebt, doch Tyrandes Herz gehörte allein Malfurion. Illidan missfiel die zarte Romanze zwischen seinem Bruder und Tyrande, doch er wusste, sein Herzeleid war nichts im Vergleich zu den Schmerzen seiner Sucht nach Magie.
Illidan, der von den stärkenden Energien der Magie abhängig geworden war, unternahm jede Anstrengung, den fast Überwältigenden Wunsch nach neuerlicher Nutzung der Energien des Brunnens in sich zu unterdrücken. Mit Hilfe von Tyrandes geduldiger Unterstützung konnte er sich beherrschen und seinem Bruder helfen, den einsiedlerischen Halbgott Cenarius zu finden.
Cenarius, der auf den hochheiligen Moonglades auf dem fernen Berg Hyjal lebte, willigte ein, den Nachtelfen zu helfen, indem er die alten Großdrachen suchte und ihre Hilfe erbat. Die Großdrachen, die von dem großen roten Leviathan Alexstrasza angefÜhrt wurden, willigten ein, ihre mächtigen Clans zu schicken und sich den Dämonen und deren infernalischen Meistern entgegenzustellen.
Cenarius rief die Geister der verzauberten Wälder herbei, stellte eine Armee von alten Baummännern zusammen und führte sie als seine Infanterie in einen verwegenen Kampf gegen die Legion. Als die Verbündeten der Nachtelfen auf Azsharas Tempel und den Brunnen der Ewigkeit marschierten, brach allumfassender Krieg aus. Trotz der Stärke der neuen Verbündeten wurde Malfurion und seinen Mitstreitern klar, dass die Legion nicht allein durch Kampfkraft besiegt werden konnte.
Während der Kampf auf Kalimdors brennenden Feldern wütete, nahmen die Ereignisse eine schreckliche Wendung. Einzelheiten des Vorfalls gingen im Lauf der Zeit verloren, aber man weiß, dass Neltharion, der Großdrachenaspekt der Erde, Während eines entscheidenden Gefechts gegen die Brennende Legion den Verstand verlor. Flammen und Wut loderten aus seiner dunklen Haut empor. Der brennende Großdrache gab sich selbst den Namen Deathwing, wandte sich gegen seine Brüder und vertrieb die restlichen Großdrachenclans vom Schlachtfeld.
Deathwings unerwarteter Verrat erwies sich als so verheerend, dass sich die fünf Großdrachenclans nie mehr davon erholten. Alexstrasza und die anderen verwundeten und bestürzten edlen Großdrachen mussten ihre sterblichen Verbündeten im Stich lassen. Malfurion und seine Gefährten Überlebten den folgenden Ansturm der hoffnungslos Überlegenen Gegner nur mit Mühe und Not.
Malfurion war Überzeugt, dass der Brunnen der Ewigkeit die einzige Verbindung der Dämonen mit der materiellen Welt darstellte, und plädierte für seine Zerstörung. Dieser unerwartete Vorschlag entsetzte seine Gefährten, die wussten, dass der Brunnen die Quelle ihrer Unsterblichkeit und Macht war. Tyrande indessen sah ein, wie weise Malfurion Theorie war, und brachte Cenarius und seine Gefährten dazu, Azsharas Tempel zu stürmen, um eine Möglichkeit zu finden, den Brunnen zu verschließen.
Nach der durch die Implosion des Brunnens erzeugten Schockwelle, die die ganze Welt bis ins Innerste erschütterte, strömte das Meer in die klaffende Wunde der Welt und füllte sie. Fast achtzig Prozent der Landmasse von Kalimdor waren zerstört worden – zurück blieben eine Hand voll separater Kontinente, die von einem neuen, tosenden Meer umgeben waren. In der Mitte des neuen Meeres, wo sich einst der Brunnen der Ewigkeit befunden hatte, herrschte ein tobender Sturm wütender Gezeiten und chaotischer Energien. Der Wirbel der schrecklichen Narbe, die Mahlstrom genannt wurde, sollte nie wieder zum Stillstand kommen. Der Mahlstrom blieb eine ständige Erinnerung an die furchtbare Katastrophe und das utopische Zeitalter, das für immer dahin war ...
Die wenigen Nachtelfen, die die entsetzliche Explosion überlebt hatten, drängten sich auf behelfsmäßigen Flößen zusammen und ruderten langsam der einzigen sichtbaren Landmasse entgegen. Irgendwie überlebten Furion, Tyrande und Cenarius dank der Gnade Elunes die Große Teilung. Die erschöpften Helden waren sich einig, dass sie die Überlebenden führen und ihrem Volk eine neue Heimat finden mussten. Im Laufe ihrer schweigsamen Fahrt betrachteten sie die Trümmer ihrer Welt und gelangten zu der Einsicht, dass ihr Ehrgeiz für die Verwüstungen ringsum verantwortlich war. Sargeras und seine Legion waren zwar durch die Zerstörung des Brunnens aus der Welt verschwunden, doch Furion und seine Kameraden quälte der Gedanke, welch schrecklichen Preis der Sieg gekostet hatte. Zweifellos waren Azshara und ihre Elite der Hochwohlgeborenen auf dem Grund des brodelnden Meeres zerschmettert worden. Nichtsdestotrotz befanden sich unter den Überlebenden, die es zur Küste des neuen Landes schafften, viele Hochwohlgeborene. Furion misstraute zwar ihren Motiven, war aber überzeugt, dass sie keinen Unfug mehr mit den Energien des Brunnens anstellen konnten.
Als die erschöpften Nachtelfen an der Küste des neuen Kontinents landeten, stellten sie fest, dass der heilige Berg Hyjal die Katastrophe überlebt hatte. In dem Trachten, sich eine neue Heimat zu schaffen, erklommen Furion und die Nachtelfen die Hänge des Hyjal und gelangten auf den windumtosten Gipfel. Als sie in das bewaldete Tal zwischen den hohen Berggipfeln hinabstiegen, fanden sie einen kleinen, friedlichen See. Doch zu ihrem Entsetzen mussten sie feststellen, dass das Wasser dieses Sees verdorben war – durch Magie.
Illidan, der die Teilung ebenfalls überlebt hatte, hatte den Gipfel des Hyjal lange vor Furion und den Nachtelfen erreicht. In seinem wahnsinnigen Begehren, die Ströme der Magie in der Welt zu erhalten, hatte Illidan die Phiolen mit dem kostbaren Wasser des Brunnens der Ewigkeit in den Bergsee geschüttet. Die kraftvollen Energien zündeten umgehend und verschmolzen zu einem neuen Brunnen der Ewigkeit. Der überschwängliche Illidan war überzeugt, dass der neue Brunnen ein Geschenk für künftige Generationen darstellte, und konnte nicht fassen, als der wütende Furion ihn jagte. Furion erklärte seinem Bruder, dass Magie an sich chaotisch sei und unweigerlich zu Verderbnis und Unfrieden führen musste. Dennoch wollte Illidan seinen magischen Kräften nicht abschwören.
Furion wusste genau, wohin Illidans verräterische Ränke führen würden, und beschloss, ein für alle Mal mit seinem machtgierigen Bruder abzurechnen. Mit Hilfe von Cenarius sperrte Furion Illidan in eine große unterirdische Kammer – auf dass er bis ans Ende der Zeit angekettet und machtlos bleiben sollte. Die Nachtelfen befürchteten, die Zerstörung des neuen Brunnens könnte eine noch größere Katastrophe auslösen, daher beschlossen sie, ihn in Ruhe zu lassen. Furion verkündete jedoch, dass nie wieder Magie praktiziert werden sollte. Unter den Augen des wachsamen Cenarius begannen die Nachtelfen das Studium der uralten Druidenkünste, mit denen sie die verwüstete Erde heilen und ihre geliebten Wälder am Fuße des Berges Hyjal wieder aufforsten konnten.
Viele Jahre arbeiteten die Nachtelfen unermüdlich daran, ihre alte Heimat so gut es ging wieder aufzubauen. Der Wald wuchs Über den Ruinen der Tempel und Straßen, Während sie neue Gebäude zwischen den grünen Bäumen und schattigen Hügeln am Fuße des Hyjal errichteten. Mit der Zeit kamen dann auch die Großdrachen, die die große Teilung Überlebt hatten, aus ihren geheimen Verstecken.
Alexstrasza die Rote, Ysera die Grüne und Nozdormu der Bronzene schwebten Über den friedlichen Tälern der Druiden und betrachteten die Früchte der Arbeit der Nachtelfen. Malfurion, der zu einem Erzdruiden mit großer Macht geworden war, begrüßte die mächtigen Großdrachen und erzählte ihnen von der Erschaffung des neuen Brunnens der Ewigkeit.
Die großen Drachen reagierten beunruhigt auf diese Neuigkeit und mutmaßten, dass die Legion eines Tages wiederkehren und die Welt abermals angreifen könnte, solange dieser Brunnen existierte. Malfurion und die drei Großdrachen schlossen einen Pakt, den Brunnen zu schützen und sicherzustellen, dass die Lakaien der Brennenden Legion nie wieder einen Weg in diese Welt finden sollten.
Alexstrasza die Lebensbinderin legte eine einzelne verzauberte Eichel im Herzen des Brunnens der Ewigkeit ab. Die durch die zauberkräftigen magischen Wasser aktivierte Eichel keimte und wuchs zu einem riesigen Baum heran. Die Wurzeln des gewaltigen Baumes wuchsen aus dem Wasser des Brunnens und seine grüne Krone schien das Dach des Himmels selbst zu berühren.
Der imposante Baum sollte ein ewiges Symbol der Verbundenheit der Nachtelfen mit der Natur sein und seine Leben spendenden Energien sollten mit der Zeit auch den Rest der Welt heilen. Die Nachtelfen gaben ihrem Weltbaum den Namen Nordrassil, was in ihrer Sprache so viel wie "Krone des Himmels" bedeutete.
Nozdormu der Zeitlose belegte den Weltbaum mit einem Zauber, der gewährleistete, dass kein Nachtelf Opfer von Krankheiten werden konnte, solange der kolossale Baum stand.
Ysera die Träumerin verzauberte den Weltbaum ebenfalls, indem sie ihn mit ihrem Reich verband, der Astraldimension, die Smaragdgrüner Traum genannt wurde. Der Smaragdgrüne Traum, eine in ewiger Veränderung begriffene Geisterwelt, existierte außerhalb der Grenzen der materiellen Welt. Aus dem Traum heraus regelte Ysera das Auf und Ab der Natur und den evolutionären Weg der Welt.
Die Druiden der Nachtelfen, Malfurion eingeschlossen, waren durch den Weltbaum mit dem Traum verbunden. Als Teil ihres mystischen Pakts willigten die Druiden ein, Jahrhunderte am Stück zu schlafen, damit ihre Seelen auf den unendlichen Traumpfaden von Yseras Reich wandeln konnten. Es bekümmerte die Druiden zwar, so viele Jahre ihres Lebens für den Großen Schlaf zu opfern, aber sie hielten sich selbstlos an ihren Teil der Abmachung mit Ysera.
Im Lauf der Jahrhunderte erlebte die Gesellschaft der Nachtelfen eine Blüte und expandierte über den gesamten neuen Wald, den sie Ashenvale nannten. Viele der Geschöpfe, die es vor der Großen Teilung im Übermaß gegeben hatte, wie zum Beispiel Furbolgs und Stacheleber, tauchten wieder auf und breiteten sich im Land aus. Unter der gütigen Führerschaft der Druiden genossen die Nachtelfen eine Ära des beispiellosen Friedens und der Ruhe unter den Sternen.
Doch viele der ursprünglichen Hochwohlgeborenen wurden unruhig. Genau wie Illidan vor ihnen, verspürten sie Entzugserscheinungen nach dem Verlust ihrer geliebten geheimen Magie. Sie waren versucht, die Energien des Brunnens der Ewigkeit abermals anzuzapfen und ihren magischen Ritualen nachzugehen.
Dath’Remar, der dreiste Anführer der Hochwohlgeborenen, verspottete die Druiden in aller Öffentlichkeit – und nannte sie Feiglinge, weil sie die Magie nicht nutzten, die ihnen rechtmäßig zustünde. Furion und die Druiden entkräfteten Dath’Remars Argumente und warnten die Hochwohlgeborenen, dass jede Anwendung von Magie mit der Todesstrafe geahndet werden würde. In ihrer Unbelehrbarkeit entfesselten Dath’Remar und seine Anhänger bei einem vergeblichen Versuch, die Druiden zur Rücknahme ihres Gesetzes zu veranlassen, einen schrecklichen magischen Sturm über Ashenvale.
Die Druiden brachten es jedoch nicht fertig, so viele ihrer Art hinzurichten, daher beschlossen sie, die unverbesserlichen Hochwohlgeborenen aus ihrem Land zu verbannen. Dath’Remar und seine Anhänger waren froh, dass sie ihren konservativen Vettern den Rücken kehren konnten, gingen an Bord einiger eigens angefertigter Schiffe und stachen in See. Keiner von ihnen wusste, was sie jenseits der Gewässer des tosenden Mahlstroms erwarten würde, doch sie brannten darauf, eine neue Heimat zu finden, wo sie ihre geliebte Magie ungehindert ausüben konnten.
Die Hochwohlgeborenen oder „Quel’dorei“, wie Azshara sie früher einst genannt hatte, landeten schließlich an der Küste des östlichen Landes, das die Menschen Lordaeron nennen sollten. Sie hatten vor, ein eigenes magisches Königreich zu gründen – Quel’Thalas – und der nächtlichen Lebensweise und Mondanbetung der Nachtelfen abzuschwören. Von nun an sollten sie nur noch „Hochelfen“ genannt werden.
Nach der Abreise ihrer abtrünnigen Vettern konzentrierten sich die Nachtelfen wieder darauf, ihre verzauberte Heimat zu sichern. Die Druiden spürten, dass abermals die Zeit des Großen Schlafes heranrückte, und bereiteten sich darauf vor, zu schlafen und ihre Liebsten und Familien zurückzulassen.
Tyrande, die zur Hohepriesterin der Elune geworden war, flehte ihren geliebten Malfurion an, sie nicht wegen Yseras Smaragdgrünem Traum zu verlassen. Doch Malfurion war durch seine Ehre gebunden, den unsteten Traumpfaden zu folgen, verabschiedete sich von der Priesterin und schwor, dass sie nie getrennt sein würden, solange sie ihre Liebe hatten.
Tyrande blieb es nun allein überlassen, Kalimdor vor den Gefahren der neuen Welt zu schützen. Zu diesem Zweck versammelte sie eine kampfstarke Truppe aus dem Kreis ihrer Nachtelfen-Schwestern um sich. Die furchtlosen, bestens ausgebildeten Kriegerinnen, die sich der Verteidigung Kalimdors verschrieben hatten, wurden Schildwachen genannt. Zwar zogen sie es vor, allein durch die schattigen Wälder von Ashenvale zu streifen, schufen sich aber viele Verbündete, auf die sie sich in Notzeiten verlassen konnten.
Der Halbgott Cenarius blieb in der Nähe der Moonglades am Berg Hyjal. Seine Söhne, die Bewahrer des Hains genannt wurden, behüteten die Nachtelfen und halfen den Schildwachen regelmäßig dabei, den Frieden im Land zu wahren. Selbst die scheuen Töchter des Cenarius, die Dryaden, ließen sich immer häufiger sehen.
Die Aufgabe, über Ashenvale zu wachen, beschäftigte Tyrande ohne Unterlass, doch ohne Malfurion an ihrer Seite war sie einsam und freudlos. Im Lauf der vielen Jahrhunderte, in denen die Druiden schliefen, wuchs ihre Angst vor einer zweiten Invasion der Dämonen ins Unermessliche. Sie konnte das beunruhigende Gefühl nicht abschütteln, dass die Brennende Legion noch da draußen sein könnte, jenseits des Großen Dunkels der Firmamente, um Rachepläne gegen die Nachtelfen und die Welt Azeroth zu schmieden.
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